Wenn du dir überlegst, einem Unternehmerverband beizutreten, gibt es (unter Anderem) zwei große Optionen. Auf der einen Seite steht der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft, kurz BVMW, auf der anderen das Business Network International, kurz BNI. Beide bieten ein Unternehmerfrühstück an und beide veranschlagen einen grob vergleichbaren Jahresbeitrag. Als Unternehmer und Einsteiger in die Netzwerkerszene besteht also die berechtigte Frage, für welchen Verband man sich entscheiden soll.

BVMW vs BNI: Fakten

Was ist der BVMW (Bundesverband Mittelständische Wirtschaft)?

Der BVMW wurde 1975 in Bonn gegründet und verfolgte eingangs das Ziel, eine Kommunikationsplattform zwischen Politikern und Mittelstandsunternehmern zu schaffen, um die Wirtschaftspolitik zu gestalten. Mittlerweile versteht sich der BVMW nicht nur als Interessenvertretung des Mittelstandes, sondern auch als branchenübergreifende Vernetzungsplattform. Laut BVMW sind etwa 55.000 Mitglieder im Verband engagiert (ausgeschlossen übergreifende Organisationen wie die Mittelstandsallianz).

In Deutschland strukturiert sich der BVMW durch die Kreisverbände. Davon gibt es insgesamt 300. Jeder wird von selbstständigen Verbandsbeauftragten betreut. Diese sind auch für die Veranstaltungen in den jeweiligen Kreisverbänden verantwortlich.

Im BVMW Leipzig und Umland sind nach eigenen Angaben 1000 Unternehmer Mitglied. Der Mitgliedsbeitrag ist abhängig von der Unternehmensgröße. Er beginnt für Selbstständige und Kleinunternehmer bei 600€ Jahresbeitrag zuzüglich einer Aufnahmegebühr über 250€.

Was ist das BNI (Business Network International)?

Der BNI wurde 1985 in den USA gegründet und versteht sich als Empfehlungsnetzwerk. Weltweit ist er in 71 Ländern aktiv und umfasst 275.00 Mitglieder, 14.388 davon im DACH Raum (Stand 31.12.2020). Die Organisationseinheiten, Chapter oder Unternehmerteams genannt, sind ein Kreis von 20 bis 60 Unternehmern, die sich wöchentlich treffen, um eine weltweit festgesetzte Tagesordnung durchzugehen. In Deutschland sind 325 dieser Chapter aktiv (Stand 10.01.2018).

In einem Chapter dürfen nicht mehr als ein Unternehmer pro Branche Mitglied sein. Es ist allerdings möglich (und in Leipzig der Fall), dass sich mehrere Chapter in einer Stadt oder Region organisiert haben. Durch den Aspekt des Empfehlungsnetzwerkes kann man auf der Website der einzelnen Chapter gut nachvollziehen, wie viel Geschäft durch Empfehlungen bisher zustande gekommen ist.

In Leipzig gibt es (Stand: Dezember 2022) 5 Chapter. Die Jahresmitgliedschaft kostet ca. 1.080€ zuzüglich eines Aufnahmebeitrags von 250€.

Fazit

Der BVMW ist in purer Mitgliederzahl größer und auf den ersten Blick günstiger. Der BNI hingegen ist strukturierter und erfasst Kennzahlen, um den Erfolg der eigenen Philosophie (Wer gibt, gewinnt!) zu messen. Während sich der BVMW stark für die politische Interessenvertretung einsetzt, konzentriert sich der BNI auf den wirtschaftlichen Erfolg seiner Mitglieder.

BVMW vs BNI: Das Unternehmerfrühstück

Veranstaltungen BVMW

Das vergleichbare Veranstaltungsangebot liegt beim Unternehmerfrühstück. Dies findet beim BVMW Leipzig Ende des Monats an einem Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr statt. Kostenpunkt: 17,50€ für Mitglieder und 29€ für Nicht-Mitglieder. Neben einem Vortrag, welcher zwischen 5 und 20 Minuten dauert und meistens von Mitgliedern des Verbandes gehalten wird, hat man als Teilnehmer viel Zeit zum Netzwerken. Eine gesonderte Vorstellung der Gäste erfolgt nicht. Gespräche und Empfehlungen werden in Eigeninitiative erfragt und begonnen. Das Teilnehmerfeld kann von Frühstück zu Frühstück wechseln. Einige Mitglieder trifft man, wenn überhaupt, auf den größeren Veranstaltungen wie dem Neujahrsempfang oder dem Sommerfest.

Veranstaltungen BNI

Das BNI-Frühstück findet wöchentlich an einem vom Chapter festgelegten Tag von 6.50 Uhr bis 9.00 Uhr statt. Die Kostenpauschale liegt bei ca. 10€ und gilt für Mitglieder wie Gäste gleichermaßen. Zu Beginn stellen sich Mitglieder, Gäste und Vertreter in einer 60-sekündigen Präsentation vor. Anschließend hat ein Mitglied 10 Minuten Zeit, sein Unternehmen in größerem Detail zu präsentieren. Vor und nach Abarbeiten der Tagesordnung wird den Teilnehmer Zeit zum Netzwerken eingeräumt. Während der Vorstellungen und der Präsentation werden Visitenkarten der anderen Gäste und Mitglieder herumgegeben, um später miteinander in Kontakt zu treten.

In der anschließenden Empfehlungsrunde wird es nicht nur begrüßt, sondern auch mit Nachdruck darum gebeten, Geschäftsempfehlungen für andere Mitglieder auszusprechen. Das schafft Druck, sorgt aber auch dafür, dass sich die Mitgliedschaft rechnet.

Fazit

Bei der Ausführung dieser Formate scheiden sich die Geister bei Teilnehmern, mit denen ich gesprochen habe. Entweder sieht man die Struktur und Empfehlungsforderung als Zwang und das Format als monoton. Andererseits erkennt man in seinem Chapter eine Vertriebsstruktur, die einem bei Neukundengewinnung hilft, solange man sich mit Empfehlungen erkenntlich zeigt.

Beim Frühstück des BVMW hat man entweder kein Glück dabei gehabt, mit den richtigen Unternehmern in Kontakt zu treten oder aber man geht jeden Monat aufs Neue mit einem Stoß Visitenkarten wieder ins Büro und hat zu tun, Kennenlerntermine zu vereinbaren.

BVMW vs BNI: Die Mitglieder

Mitglieder BVMW

Als branchenübergreifender Verband ist die Verteilung der Mitglieder in Branche und Unternehmensgröße durchaus gemischt. Einerseits hat man einen großen Anteil an Kleinstunternehmern und Selbstständigen, andererseits auch Vertreter von Großunternehmen im Mitgliederpool. Von der Industrie, dem Handel, dem Dienstleistungssektor und der Kreativwirtschaft: alle sind im BVMW vertreten, oftmals mehrfach. Das Spektrum an jungen Unternehmen, Startups oder innovativen Geschäftsmodellen ist wiederum unterrepräsentiert. Dies ist allerdings ein Problem spezifisch für die Region: In Berlin zum Beispiel bilden Startups eine der Hauptmitgliedsgruppen im Verband.

Mitglieder BNI

Die Streuung von Unternehmensgröße und -branche beim BNI ist weitaus kleiner. Nicht zuletzt durch die Regel der Branchenexklusivität, nach der nur ein Vertreter einer Branche Mitglied im Chapter sein darf. Aber auch mit Blick auf verschiedene Chapter sieht man einen Hang zu kleinen und mittelständischen Unternehmen. Diese sind gekennzeichnet durch klassische und konservative Geschäftsfelder und Dienstleistungen. Handel und Kreativwirtschaft sind kaum präsent, Startups und Unternehmen mit hohem Innovationsgrad schon gar nicht. Die häufigsten Geschäftsfelder sind Beratung und Handwerk.

Fazit

Kleine und mittelständische Unternehmen fühlen sich in beiden Verbänden gut aufgehoben. Handwerker und Berater sind, gerade durch die fehlende Konkurrenz, besser im BNI angesiedelt. Kreative und Industrielle finden im BVMW mehr Anklang. Die Öffnung für digitale Geschäftsmodelle und Startups haben beide Verbände (zumindest in Leipzig) verschlafen.

BVMW vs BNI: Schlussfazit

Als Unternehmer ist die Wahl des Unternehmernetzwerkes stark von der eigenen Einstellung zum Netzwerken sowie dem Geschäftsmodell abhängig. Die Investition in Zeit und Geld ist bei beiden Verbänden in etwa gleich, die Neigung zur Eventart wohl eine persönliche Einstellung. Findet man im BVMW eine offene Art des Netzwerkens, bei welcher man durch Eigeninitiative seinen geschäftlichen Erfolg bestimmen kann, ist man beim BNI gleich mit 20 bis 60 Unternehmern in Kontakt, die das eigene Geschäft empfehlen könne, solange man das Selbe für sie macht. Das ist in meinen Augen auch ein passender Abschluss, welcher in einem Satz das Hauptaugenmerk des BVMW und des BNI erklärt. Der BVMW liegt den Schwerpunkt auf das Kontaktnetzwerk, der BNI auf das Empfehlungsnetzwerk.

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